Impfen gut, Impfpflicht gut?
Demonstrationen gegen die Impfplicht angesichts einer spätpandemischen Situation
Ein Samstag Ende Januar 2022.
In vielen Großstädten Deutschlands versammeln sich wieder einige
Zehntausend, vielleicht auch mehr als hunderttausend, Menschen, um
gegen die aktuellen Corona-Maßnahmen und die sich ankündigende
Corona-Impfpflicht zu demonstrieren.
Der Veranstalter
in Düsseldorf, fest mit beiden Beinen auf dem Boden des
Grundgesetzes, hat 3500 Teilnehmer angemeldet. Trotz des bescheidenen
Wetters – zeitweiliger Nieselregen und Temperaturen knapp über 5
Grad Celsius – ist diese Zahl bei weitem überschritten, als sich
der Demonstrationszug gegen 15.45 Uhr in Bewegung setzt. 7500
Teilnehmer schätzt später die Polizei.
Sowohl auf der Website
des Veranstalters ist zu lesen, als auch bei der
Eröffnungs-Kundgebung zu hören, dass er offen erkennbare
Querdenker, Verschwörungstheoretiker, Rassisten und Rechtsextreme in
seinen Reihen nicht dulden wird.
Auf dem gut 2 ½-stündigen
Marsch um das Düsseldorfer Zentrum herum – eine Route direkt durch
das Zentrum hat der Veranstalter aus Opportunitätsgründen wohl
vermieden, denn dann wäre die Demonstration möglicherweise gar
nicht genehmigt worden - sind so gut wie keine dieser Extremisten
spiritueller oder extremistischer Couleur hör- oder sichtbar.
Für
die Demonstration selbst gilt 3G, das heißt: Alle Teilnehmer müssen
vollständig geimpft, genesen oder auf Corona negativ getestet sein.
Zusätzlich sollen alle Teilnehmer trotz einzuhaltender
Mindestabstände von 1,5 Metern und Aufenthaltes im Freien, wo die
Infektionsgefahr anerkanntermaßen sowieso um Größenordnungen
geringer als in Innenräumen ist, eine medizinische Maske tragen,
worauf der Veranstalter ebenfalls mehrfach und eindringlich hinweist.
Verglichen mit den Regelungen für den
Discounter um die Ecke, bei dem man sich in Innenräumen aufhält und
keinerlei Corona-Nachweis benötigt, sind die hygienischen Auflagen
für die Demonstration viel schärfer. Da jedoch die Ordnungsbehörden
die Teilnehmer allenfalls stichprobenhaft auf 3G überprüfen,
Sicherheitsabstände zwangsläufig nicht immer eingehalten werden
können und nahezu die Hälfte der Teilnehmer die Maskenpflicht
zumindest zeitweise nicht beachtet, mag die Summe der
Vorsichtsmaßnahmen noch zu rechtfertigen sein.
Die
Maskenpflicht allerdings ist - gerade für Brillenträger - nicht
angenehm. Mancher Kurzsichtige ist so gezwungen, seine Brille während
der Demonstration abzunehmen, weil gerade die bei dem nasskalten
Wetter derartig beschlüge, dass er ohne diese Sehhilfe zwar
schlecht, aber immer noch besser sieht. Auch die Kommunikation mit
anderen Teilnehmern der Demonstration ist so extrem erschwert, da
nicht nur die Sprachverständlichkeit durch die Maske schwer leidet,
sondern auch noch der Sicherheitsabstand akustisch zu überwinden
ist.
Da haben es die Gegendemonstranten von SPD, Jusos und der
Antifa am Rande des Demonstrationszuges einfacher:
Ohne sich irgendwie näher über den
Veranstalter und die Teilnehmer zu informieren, „wissen“ sie
natürlich sogleich, wer an dem Demonstrationszug teilnimmt:
Überwiegend Nazis, Querdenker, Rassisten und Impfverweigerer!
Entsprechende Transparente halten sie hoch und – sehr perfide, weil
die pflichtbewussten Teilnehmer des Demonstrationszuges ja wegen der
Maske nicht zurückschreien können – lassen sie noch zusätzlich
Diffamierungen über ihr Megaphon ab, die allerdings derartig in
ihrer Lautstärke übersteuert sind, dass man diese auch schon wieder
nicht mehr richtig versteht. Was verwundert: Dass die
Gegendemonstranten überhaupt so nah (max. 5 m) an dem
Demonstrationszug – mit übergroßen Transparenten - demonstrieren
dürfen, respektive dies von der Polizei toleriert wird.
Gegen
18.30 haben die Teilnehmer, nach zeitweise sehr flottem Marsch, den
Startort wieder erreicht und die Demonstration hat ihr weitgehend
gewalt- und störungsfreies Ende ohne Eskalationen und
Ausschreitungen erreicht, die Veranstaltung löst sich auf.
Thomas Mäurer - Der Autor ist 3-fach geimpft.